Bei einer geopathologischen Standortuntersuchung in einer Wohnung Magnetfelder gemessen, die weit über den baubiologischen Richtwerten des IBN und auch über den Richtwerten der TCO und des TÜV-Rheinland lagen.
Das Besondere daran war, dass diese nicht nur einen kleinen räumlich begrenzten Bereich betrafen, wie z. B. in Nähe eines Elektrogeräts, sondern dass diese Felder nahezu in der ganzen Wohnung, einschließlich der Schlafplätze, vorzufinden waren.
Auf manchen Heizungsrohren im Kellergeschoss waren Magnetfelder von über 1.000 Nanotesla zu messen. Sogar im Außenbereich, zwischen Wohnhaus und Straße, etwa 200 Meter entfernt, lagen die Messwerte bei bis zu 500 Nanotesla, doch die Einwirkung von Bahnstrom oder von Hochspannungsleitungen waren ebenso auszuschließen wie eine vom Stromversorger angelegte Ringleitung.
Auf dem Grundstück befand sich neben dem Wohnhaus auch ein Werkstattgebäude. Bei beiden gab es aufgrund der Erbauungszeit keine Fundamenterdung sondern nur die Erdung des Stromversorgers über die Strom-Hausanschlüsse.
Die zur Lösung dieses Problems hinzu gezogene Elektrofirma ließ zunächst einen 9 Meter langen Erdungsstab verlegen um daran die ELT-Installation des Wohnhauses anzuschließen. Dies führte zu keiner wesentlichen Veränderung der Magnetfelder und hinsichtlich der elektrischen Spanungsfelder bestand ohnehin kein Sanierungsbedarf.
Da das Werkstattgebäude über keine Erdung vor Ort verfügte war es auch wenig wahrscheinlich, dass es sich bei den Magnetfeldern auf dem Grundstück um sog. Ausgleichsströme zwischen zwei Erdungsstellen mit unterschiedlichem Erdungspotential handelte. Doch versuchsweise sollte auch das Werkstattgebäude an dem Monster-Erdungsstab angeschlossen werden, womit dann auch diese Lösungsvariante erprobt werden sollte. Doch dazu kam es nicht mehr.
Bei der Verfolgung der Heizungsrohre innerhalb des Hauses, die nach VDE-Vorschriften vorbildlich über Potential-Ausgleichsschienen geerdet waren, gelangte man in dem weiträumigen Gebäude im Keller an eine Stelle, an der der Post-Hausanschluss für Kabelfernsehen mit den geerdeten Rohrleitungen der Heizungsanlage verbunden war.
Die Magnetfelder auf den Heizungsrohren lagen an den verschiedenen Messstellen zwischen 490 und 1.200 Nanotesla. Versuchsweise wurde von der Elektrofachkraft diese Erdungsverbindung abgeklemmt. Dadurch sank das Magnetfeld von 490 (Foto links) auf 70 Nanotesla (Foto rechts) und auch im ganzen Haus gab es schlagartig keine erhöhten Magnetfelder mehr.
Bei den Fotos ist jeweils oben das angeschlossene bzw. abgeklemmte Erdungskabel zu sehen. |
Hausanschluss für Kabelfernsehen
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490 Nanotesla auf den Heizungsrohren, an anderer Stelle 750 bis 1.200 Nanotesla, wenn die Erdung des Kabelfernseh-Hausanschluss mit dem geerdeten Heizungsrohr verbunden ist. Dies entspricht den VDE-Installationsvorschriften. |
Das Magnetfeld wird auf 70 Nanotesla reduziert, wenn die Erdungsverbindung zwischen Kabelfernseh-Hausanschluss und Heizungsrohr unterbrochen wird. Die erhöhten Magnetfelder im Haus und auf dem Grundstück werden durch diese Maßnahme sofort beseitigt. |
Auch im Außengelände sanken die Magnetfelder auf baubiologisch unbedenkliche Normalwerte.
Das Problem:
Diese hier versuchsweise vorgenommene Maßnahme zur Feldreduzierung entspricht jedoch nicht den VDE-Vorschriften. Darüber, wie es unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Aspekte verträglich zu lösen ist, müssen sich die Fachleute der Elektrotechnik noch Gedanken machen.
Was können wir aus diesem Fall lernen:
- Die Ursachen erhöhter Magnetfelder können ungewöhnlich sein und nicht den üblichen Lehrbuchangaben entsprechen. Die Ursachenerforschung gestaltet sich mühsam und zeitaufwändig.
- Solche Elektrosmogprobleme lassen sich nur in Zusammenarbeit von Geopathologen, bzw. Baubiologen mit Elektro-Fachkräften untersuchen, weil die Elektrofirmen i.d.R. noch immer keine Feldmessgeräte einsetzen und deshalb solche Problemfälle gar nicht erkennen. Dazu sollten beide gleichzeitig vor Ort sein.
- Kommt es, wie hier, zu Erdungsphänomenen an Heizungsanlagen und Fernsehkabeln entstehen vagabundierende Magnetfelder auf den Rohren und Leitungen, was zu flächendeckender Befeldung in den Räumen des ganzen Hauses führen kann.
- Die Einhaltung von Installationsvorschriften des VDE[1] ist, zumindest in diesem Fall, mit gesundheitlicher Vorsorge nicht kompatibel.
Vergleichswerte:
Richtwert für Magnetfelder nach TCO-Norm: 200 Nanotesla (nT)
MPR – Norm: 250 nT
Empfehlung des TÜV-Rheinland: 200 nT
Katalyseinstitut (für Arbeitsplätze): 400 nT
Vorsorgewert nach IBN: 100 nT
Wissenschaftliche Studien (auszugsweise):
Myers u.a.: Krebsrisiko bei Kindern 30% erhöht bei 100 nT
Tomenius: bei Jugendlichen allgemeines Krebsrisiko 130% erhöht bei 300 nT, bei Jugendlichen Risiko für Hirntumor 270% erhöht bei 300 nT
Savitz u.a.: Leukämierisiko bei Kindern 40 bis 230% erhöht bei ca. 250 nT
Severson u.a.: Risiko für akute, nicht lymphozyt. Leukämie bei Erwachsenen 50% erhöht bei 200 nT
Feyting, Ahlborn (Karolinska-Institut, Schweden): Leukämierisiko bei Kindern 170% erhöht bei 200 nT 280% erhöht bei 300 nT Leukämierisiko bei Erwachsenen 70% erhöht bei 200 nT
Schüz J, Dasenbrock C, Ravazzani P, Röösli M, Schär P, Bounds PL, Erdmann F, Borkhardt A, Cobaleda C, Fedrowitz M, Hamnerius Y, Sanchez-Garcia I, Seger R, Schmiegelow K, Ziegelberger G, Capstick M, Manser M, Müller M, Schmid CD, Schtirmann D, Struchen B, Kuster N (2016): Extremely lowfrequency magnetic fields and risk of childhood leukemia: A risk assessment by the ARIMMORA consortium. Bioelectromagnetics 37, 1 83-l 89: 50 bis 100% erhöhtes Leukämierisiko bei häuslicher Exposition von 300 bis 400 nT
WASHBURN et al. 1994: 50% bis 200% erhöhtes Krebsrisiko bei 200 nT und 300 nT
Michaelis, Prof. Jörg, Schüz, Dr. Joachim (Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation): Erhöhte Leukämie Erkrankungsrate bei Kindern bei 400 nT dreifach erhöhtes Leukämierisiko bei Kindern, die während der Nacht Magnetfeldern von 200 nT ausgesetzt waren.
Literatur, speziell zu diesem Thema:
Schauer, Martin: Feldreduzierung in Gebäuden, Hüthig & Pflaum Verlag, ISBN 9-78-3-8101-0315-4
Schauer, Martin, Virnich, Martin H.: Baubiologische Elektrotechnik, Hüthig & Pflaum Verlag, ISBN 3-8101-0167-2
[1] VDE = Verband der Elektrotechnik, Elektronik Informationstechnik e.V.